Aus einer vergangenen „Refurbish“ – Aktion meinerseits hatte ich mehrere baugleiche Modelle eines OEM–SFF-PCs von Acer günstig erworben, von dem noch exakt einer übrig blieb und seit Monaten unbenutzt sein dasein fristete.

Nachdem die Werkstatt gebaut wurde und dort ein SFF- oder Mini-PC vorgesehen war entschied ich kurzerhand diesen alten Acer Aspire zu verwenden. Falls dieser eines Tages nicht mehr genügen sollte, kann er immer noch ersetzt werden. Die Ansprüche an diesen „Werkstatt-PC“ sind übersichtlich:
- Zwei digitale Bildausgänge mit je mindestens Full HD bei 60 Hz
- Kleine Bauform
- Nicht stark schmutzanfällig bzw. -empfindlich
- Günstig bis kostenlos
- Windows 11 Pro sollte laufen, auch auf Umwegen
Diese Ansprüche kann der PC so wie er ab Werk kam erfüllen, trotzdem entschied ich mich die Hardware so kostengünstig wie möglich aufzurüsten, die Originalausstattung war wie folgt:
| Komponente | Verbaut |
|---|---|
| Prozessor | Intel Core i3-540 Clarkdale 32 nm 2 Kerne, 4 Threads 3.067 GHz, 73 Watt TDP |
| Mainboard | Custom Acer OEM H57 Express Sockel LGA 1156 |
| Arbeitsspeicher | 4 GB DDR3-1333 (2 x 2 GB) 2 von 4 Slots belegt |
| Datenträger | 3.5″ Seagate HDD mit 320 GB Kapazität |
| Grafikkarte | ATI Radeon HD 5450 mit 512 MB DDR3 VRAM |
| Netzwerk | Realtek GbE Onboard, kein WLAN oder Bluetooth |
Auf dem PC lief zu diesem Zeitpunkt Windows 10 Pro 19H2, vorsichtig ausgedrückt, nicht so super gut. Die Festplatte ist laut, wird warm und ist langsam – Das spürt man mit jedem Klick. Die zwei Kerne ohne Turbo Boost sind mit ihren 4 GB DDR3 auch nicht gerade üppig mit Reserven ausgestattet. Immerhin ist der RAM als Dual-Channel bestückt – Das rettet in modernen Zeiten auch nichts mehr aber ich finde es erwähnenswert. Heutzutage werden in Fertig-PCs gerne einzelne Riegel mit z.B. 8 GB bei DDR4 verwendet was von vorne herein schon ein paar Prozent Leistung kostet.
Als erste Amtshandlung habe ich das BIOS auf P01.A3 (vom 05.05.2010) aktualisiert.
Zeit für ein Upgrade
Wenn man sich das verbaute OEM-Mainboard von Acer anschaut, sieht man gut was möglich sein sollte. Ich unterstelle einfach, das es keine künstlichen Limitierungen gibt:

Nach einiger Recherche was in Frage kommt habe ich mich für folgende neue Konfiguration entschieden:
| Komponente | Aufgerüstet zu |
|---|---|
| Prozessor | Intel Core i7-860 (SLBJJ) 4 Kerne, 8 Threads Nehalem – Lynnfield, 45 nm Grundtakt: 2.80 GHz Kernanzahl / max. Turbo-Boost: 1 – 3.46 GHz 2 – 3.33 GHz 3 – 2.93 GHz 4 – 2.93 GHz Caches: L1 : 256 KB L2: 1 MB L3: 8 MB TDP: 95 Watt |
| Arbeitsspeicher | 32 GB DDR3-1600 @ 1333 MHz von Envinda (4 x 8 GB) 4 von 4 Slots belegt |
| Datenträger | SSD Samsung 870 Evo mit 500 GB @ SATA-II HDD HGST 2.5″ mit 1 TB @ USB 3.0 Intern HDD WD Black 2.5″ mit 320 GB @ USB 3.0 Intern |
| Grafikkarte | Nvidia GT 710 Low Profile von MSI mit 2 GB DDR3 VRAM |
| Netzwerk | WLAN und Bluetooth zusätzlich über USB-Adapter |
Die Grafikkarte hatte ich originalverpackt da, den RAM habe ich extrem günstig bei AliExpress neu erworben und die CPU gebraucht bei eBay. Die SSD und HDDs waren ebenfalls bereits vorhanden und die USB-Karte samt Adapter kam auch von AliExpress. Die USB 3.0 auf SATA Adapter sind von Sabrent, auch diese waren bereits da – Die gab es vor kurzem zu einem guten Preis und da habe ich direkt mehrere erworben, mit den chinesischen billigen habe ich keine guten Erfahrungen gemacht.
Läufts?
Die erste Feststellung ist, das im BIOS nur 16 GB RAM angezeigt werden, egal was darüber hinaus verbaut wurde. Zum Glück wird der RAM anderweitig korrekt erkannt, Ubuntu Desktop und Windows 10/11 melden die korrekten 32 GB bei 1333 MHz.
Um intern weitere Datenträger anschließen zu können habe ich eine Low Profile USB 3.0 Erweiterungskarte verbaut, zusammen mit einem „USB 3.0 Header auf 2x Buchse“ Adapter. Das interne DVD-Laufwerk habe ich verbaut gelassen, die Samsung SSD hängt an SATA-II anstelle der originalen Festplatte. Für alle 2.5″ Datenträger habe ich Adapter 3D-gedruckt, um diese sinnvoll befestigen zu können.



Die Anschlussvielfalt hat sich etwas vergrößert:

Fazit
Der PC läuft nun um einiges besser, selbst unter Windows 11 Pro würde ich von „flüssig“ bis „sehr flüssig“ sprechen. Es hakt nirgends, nicht einmal an den üblichen Stellen wie den gerenderten Startmenü- oder Einstellungsappflächen. Die trotzallem schwache neue Grafikkarte habe ich zusätzlich ans Limit übertaktet, das fällt sehr stark bei der Wiedergabe von 4K-Videos auf, wo die Dekodierung dieser vorher 80 – 90% Last erzeugt hat. Nun ist die Last im Bereich von 60%. Nicht das 4K-Material hier abgespielt werden würde, aber als Test war es ganz hilfreich um die Limits zu sehen.
An diesem PC wird ein Full-HD Fernseher mitteln DVI-D auf HDMI Adapter und ein 21.5″ Touch Bildschirm, ebenfalls mit Full-HD Auflösung direkt über HDMI betrieben. Das stemmt der PC überraschend gut.
Die interne Festplatte mit 1 TB Speicherkapazität wird für Mediendateien genutzt, die kleinere mit 320 GB als Download und Cachelaufwerk. Die Erweiterungskarte wurde als USB 3.0 statt SATA gewählt, um extern auch noch zwei USB 3.0 Ports zu haben. Theoretisch gut, praktisch nicht so sehr: Das nächste mal würde ich doch einfach intern 2 – 4 zusätzliche SATA-Datenports erweitern und mittels Stromadapter mit den 2.5″ HDDs betreiben. Die Adapterkarte hat hin und wieder (selten) Disconnects und die zwei Laufwerke verschwinden aus Windows, hörbar mit dem üblichen „USB getrennt“ Ton von Windows. Nur ein „echter“ Neustart oder deaktivieren / reaktivieren des zugehörigen USB-Controllers im Geräte-Manager bringt Abhilfe. Das Anbringen eines kleinen Passivkühlkörpers auf dem Controllerchip hat nichts bewirkt, ich vermute das die Festplatten zeitweise zuviel Strom ziehen und sich dadurch der Controller abschaltet (Verbaut ist ein VL805 von VIA).
Windows 11 wurde hauptsächlich wegen der besseren Touch-Bedienung im Vergleich zu Windows 10 gewählt. Als Alternative wäre Windows 8.1 zu nennen, das garantiert superschnell auf diesem PC gelaufen wäre aber leider kaum noch Softwaresupport bietet, von Updates mal ganz abgesehen.
Alles in allem ein gelungenes Unterfangen. Um Webradio, sonstige Musik oder Mediendateien abzuspielen wird dieser PC wahrscheinlich noch sehr lange seinen Dienst tun.