Vor nicht allzu langer Zeit ist mir dieses Fossil eines monochromen Laserdruckers in die Hände gefallen, mit der Bitte diesen zu entsorgen:



Vor dem Wegwerfen kommt das googeln, das Interesse war geweckt. Soll ich dieses Gerät vor dem Schrott retten? Gleich gefallen hat mir, das es nur 2 Knöpfe und seitlich einen Ein- / Ausschalter gibt, das wars. Am einfachsten entscheidet man so etwas indem man die Vor- und Nachteile im Vergleich zu einem modernen Drucker betrachtet.
Die Ausgangslage:
Im Moment sind bei uns schon zwei Drucker im Einsatz, Multifunktionsgeräte.
Beides sind Laserdrucker, ein monochromer Brother und ein farbfähiger HP Color LaserJet Pro:


Der Brother ist mir auch zugelaufen, wie nun der HP LaserJet 2100M.
Gebraucht gekauft habe ich den HP – Der druckt gut, schnell und kann eigentlich alles.
Dieser hat vor Jahren einen (durch seltene Nutzung) sehr unzuverlässigen HP Photosmart Tintenstrahldrucker ersetzt. Warum also mehrere Drucker?
Die Originaltoner für den M477fdw sind schweineteuer und mit wiederbefüllten bzw. Nicht-Originalen habe ich mehrfach sehr dreckige, schlechte Erfahrungen gemacht, bei verschiedenen Fabrikaten von Tonern und Druckern. Außerdem ist die Haltbarkeit der Verschleißteile auch nicht mehr die, die sie mal war.
Der Brother hat den großen Vorteil, monochrom zu sein – Also nur eine Tonerkartusche zu haben – Schwarz.
Die sind günstig, selbst von Brother direkt. Auch andere Ersatzteile wie Rollen oder Ersatztrommeln sind zumindest bezahlbar. Leider wurde an Knöpfen und Tastenkombinationen nicht gespart.
Er druckt gut, hat aber schon viel arbeiten müssen und daher auch schon seine leichten Verschleißerscheinungen.
Was muss er können um in Betracht gezogen zu werden?
Meine Anforderungen an einen Drucker, um zu entscheiden ob ich ein Modell als betreibenswert erachte, sind übersichtlich:
- Netzwerkfähig, am liebsten über Ethernet, WLAN wenn es nicht anders geht
- Günstig im Unterhalt
- Akzeptable Druckqualität
- Eher keinen Tintenstrahldrucker – lange Nichtnutzungsphasen sind da sehr ungünstig (Eintrocknen)
- OPTIONAL: Treiber die keine Schmerzen verursachen
Nach einem Blick ins Servicehandbuch (https://www.laserexpressinc.com/manuals/HP/hp-lj-2100-service-manual.pdf, archive.org) und das deutsche Benutzerhandbuch (https://printego.de/mediafiles/pdf/Laserdrucker/HP/HP%20LaserJet%202100-handbuch.pdf, archive.org) ist die Entscheidung gefallen:
Wenn finanziell vertretbar und reparabel, bleibt der HP LaserJet 2100M!
Warum und weshalb – simpel:
- Die Mechanik ist sehr robust.
- Man bekommt jedes relevante Ersatzteil problemlos.
- Die Druckqualität ist mit 1200 x 1200 dpi wirklich gut, gerade wenn man das Alter bedenkt.
- Kaltgerätestecker zur Stromversorgung. Standard.
- Die Dokumentation ist sehr gut. Kann man kaum besser machen.
- Kein Ozon, so modern ist er schon – Zum Glück, denn das wäre ein Deal-Breaker gewesen. Gesundheit geht vor Sparsamkeit.
- Das „M“ – Modell hat ab Werk einen zusätzlichen 4 MB Speicherriegel verbaut, zusammen mit PostScript Fähigkeiten! (Vermutlich steht M für Macintosh, dafür war das damals nötig bzw. vorteilhaft).
- Toner ist supergünstig, auch von Drittanbietern und reicht sehr lange (5000 Seiten bei 5% Deckung!).
- Der RAM ist erweiterbar (4 MB waren Standard, das „M“ – Modell mit zusätzlichen 4 MB hat also insgesamt 8 MB)!
- Für mich das wichtigste: Man kann optional Netzwerkfunktionalität nachrüsten!
Wenn man ein wenig zu diesem Gerät im Internet liest stellt man fest das es ein echtes „Workhorse“ gewesen zu sein scheint, viele Ältere unter uns weinen dieser Modellserie heute noch nach. Vorallem im Heimatland von HP – den USA.
Eine ebenso monochrome Alternative zum vorhandenen Brother zu haben ist auch kein Fehler, wer weiß ob doch einmal etwas irreparabel defekt sein wird.
Druckt er überhaupt?
Als erstes habe ich schlicht und ergreifend auf den großen Runden der nur zwei vorhandenen Knöpfe gedrückt, um eine Testseite zu drucken. Steht so im Handbuch.
Ernüchternd, alles voller Streifen und die Deckkraft ist nur so halb – Aber immerhin, der Rest scheint zu funktionieren, keine unüblichen Geräusche etc.
Da wo das Gedruckte hätte sein sollen stimmen auch die Proportionen, d.h. die Mechanik funktioniert wie vorgesehen (Die Abstände sind gut, nicht perspektivisch verzerrt, …).
Als nächstes also wie ebenfalls sehr gut im Handbuch beschrieben alle Wartungsklappen auf bzw. ab.
Was sehe ich? Der Toner ist Uralt, der eines Drittanbieters und auch noch nachträglich mit Flasche befüllt worden (Mit Klebeband war das nötige Loch verschlossen). Es befand sich auch etwas Tonerstaub auf der Rolle des Toners, das da nicht sein darf. Das alles könnte das schlechte Druckbild erklären.
Zusätzlich ist dadurch der „Innenraum“ sichtbar verschmutzt, vorallem die Rollen.
Also erst einmal alles ausbauen was geht, draußen auspusten, alles sorgfältig reinigen (Isopropanol).
Ohne zu Wissen ob es helfen wird ging ich auf die Suche nach einem besseren, am Besten originalen Toner:
Ich entdeckte schnell einen deutlich überlagerten aber originalverpackten HP-Toner (96A) bei einem gewerblichen Anbieter auf eBay – Für 11,49€ inklusive Versand. Sofort gekauft, noch günstiger gehts kaum:


Nachdem der Toner bei mir angekommen war wurde dieser direkt eingebaut. Der Drucker selbst war ja bereits gründlich gereinigt und wieder zusammengebaut.
Und siehe da: Der 2100M druckt und sogar richtig gut!
Bei der ersten gut lesbaren Testseite des 2100M fand ich noch heraus, das dieses Exemplar gerade einmal ~13.200 Seiten in seinem „Berufsleben“ gedruckt hat – das ist für einen solchen Business-Laserdrucker wahrlich nicht viel (5000 Seiten soll ein Toner halten, das Gerät hat also im vermutlich gerade einmal drei gesehen). Im Servicehandbuch steht auf Seite 13 das dieses Modell für ca. 15.000 Seiten im Monat ausgelegt ist.
Natürlich könnte dieser Wert auch zurückgesetzt worden sein, wie ich es später auch noch tue.
Aber der Gesamtzustand spricht eigentlich dagegen – Nicht einmal das Kunststoffgehäuse ist annähernd gelb verfärbt. Im Inneren waren auch keine typischen Abnutzungen wie Rillen, Schleifspuren oder viel Papierabrieb zu sehen.
Was kann man verbessern? Mehr RAM!
Der Drucker muss technisch betrachtet insgesamt vier RAM-Bänke haben, von denen aber eine fest belegt und direkt (Also ohne Slot) bestückt ist, mit 4 MB.
Daher existieren unter der Kunststoffabdeckung über dem Mainboard nur 3 Slots, von denen beim 2100 – „M“ zusätzlich der hinterste mit dem bereits beschriebenen Spezialriegel „4 MB inkl. PostScript Emulation“ ab Werk belegt ist. Insgesamt also 8 MB Arbeitsspeicher ab Werk.



Um das Ganze also zu erweitern habe ich für die zwei noch freien RAM-Slots auf dem Drucker-Mainboard noch zwei gebrauchte DIMMs mit je 4 MB gekauft, also 8 MB zusätzlich – ergibt dann 16 MB insgesamt mit PostScript Emulation.
Es wären laut Handbuch auch maximal zwei Riegel mit je 32 MB für dann am Ende insgesamt 72 MB (32 + 32 + 4 + 4) gegangen, wenn man das PostScript-DIMM mit 4 MB mit herausgeworfen hätte auch 100 MB.
Zu dem Zeitpunkt waren aber nur die besagten 4 MB Riegel wirklich günstig und kompatibel für mich zu erwerben und mehr RAM macht den Drucker nicht direkt schneller, es sorgt nur für mehr Luft für Daten (Man sollte realistisch bleiben, 45€ plus Versand für EINEN 32 MB Speicherriegel wäre überhaupt nicht verhältnismäßig, das war ungefähr der Preis).
Ich hatte nicht vor Weltrekorde bei PDFs damit zu brechen, also fand ich 16 MB akzeptabel (Besser als 8 MB).
Falls ich irgendwann einmal günstig über größere Riegel im passenden Format stolpere (8 MB, 16 MB oder im Idealfall 32 MB) werde ich diese eventuell doch noch einmal ersetzen. Ich denke aber eher nicht.
Was kann man noch verbessern? Die Schnittstelle, Netzwerk!
Die meiner Meinung nach mit Abstand wichtigste Aufrüstung, die das alte Gerät plötzlich wieder sehr gut nutzbar macht, wird auf Seite 36 des Benutzerhandbuchs erwähnt – Die möglichen Erweiterungskarten, die in das Gerät passen – für Netzwerkfunktionalität. Alleine die Tatsache, das es diesen EIO-Kartenschacht (EIO = Enhanced Input/Output, Propertiär von HP) überhaupt gibt (Auf dem Mainboard der Anschluss oben rechts) zeigt das früher noch anders konstruiert wurde – langlebiger, wartbarer. Das sind die kompatiblen Möglichkeiten:

Ohne eine dieser Karten kann nur über den Parallelport (LPT), LocalTalk oder Infrarot gedruckt werden – Alles heute technisch nicht mehr besonders komfortabel. USB gab es an diesem Modell noch nicht, lokales Drucken hätte ich aber sowieso nicht haben wollen. Man kann LPT günstig auf USB adaptieren, aber wie geschrieben – Netzwerk ist das Ziel.
Also ging ich auf die Suche nach der heutzutage einzig sinnvollen Option (100 MBit also Fast Ethernet – Das läuft auf jeden Fall mit jedem Netzwerkgerät wie einem Switch oder Router davor, 10 MBit ist schon sehr veraltet. Ich denke nicht das die theoretisch höhere Geschwindigkeit von 100 MBit viel Einfluss auf die reale Datenübertragungsgeschwindigkeit des Druckers hat – Da limitiert vorher alles andere in diesem steinzeitlichen Gerät) in der Liste oben.
Ich konnte durch Preisvorschlag eine gebrauchte JetDirect 600N Karte in der aus meiner Sicht optimalen Ausführung J3113A, also Fast Ethernet (10/100 MBit) für gerade einmal 12,40€ inkl. Versand erwerben:


Die Kommunikation über das Netzwerk war zuerst nicht möglich, da die vorhandene Konfiguration DHCP deaktiviert hatte (Statisch konfiguriert). Durch Lesen des Handbuchs war ein Vollreset von allem auch ohne LPT bemühen zu müssen aber schnell erledigt und der 2100M kommuniziert nun fröhlich mit 100 MBit im lokalen Netzwerk über eine vom Router vergebene IP, da DHCP nun wieder aktiviert ist (und tadellos funktioniert).
Steuerung, Einstellungen?
Man muss erwähnen das man diesen Drucker, genauer über den nun nachgerüsteten JetDirect-600N-Druckserver, auch mit einer ebenso alten wie heute völlig inkompatiblen Software namens „JetAdmin“ oder einer Weboberfläche (Ja, im Ernst!) konfigurieren konnte – Die Software habe ich unter Windows XP sogar zum Laufen bekommen.
Es stellte sich heraus das diese Übung nicht umsonst war – Nach dem Vollreset stand der Drucker bzgl. der Seitenränder und dem Standardformat auf dem US-typischen „LETTER“ , mit der Software konnte ich das wieder auf „DIN-A4“ umstellen. Schon sah die Testseite um einiges passender aus was die seitlichen Abstände betraf. Ich habe die Bezeichnung des Druckers dann dort gleich auch noch geändert, um im Netzwerk leichter findbar zu sein.
Die Weboberfläche ist nur in einem (sehr) alten Internet Explorer mit aktiviertem Java-Plugin lauffähig – auch das lief gerade so unter Windows XP, aber sogar da musste ich absolut jede Sicherheitseinstellung runter- oder ausdrehen damit das lief. Es kam dann sehr langsam, aber immerhin. Die Standardformatseinstellung wie oben beschrieben kann man dort übrigens nicht ändern.
Eigentlich erwartet die Software Windows 95, 98 oder 2000 – Das merkt man.
Treiber?
Bei diesem alten Drucker zum Glück gar kein Problem, hätte ich selbst nicht erwartet.
Jeder der schon einmal mit einem Druckertreiber kämpfen musste weiß wie anstrengend und zeitverschwendend das sein kann – Gerade wenn die Herstellertreiber riesige aber nur begrenzt kompatible Pakete sind (Hallo HP der Neuzeit!).
In dem Fall muss man aber das HP der 90er Jahre loben. Vermutlich ist es aber auch der technischen Einfachheit des Geräts geschuldet, immerhin kann dieses nur Drucken, in Schwarz-Weiss, sonst nichts – Seitdem hat sich auch viel geändert.
So bekommt man das ältere Schätzchen zum Drucken:
Windows bringt die nötigen Treiber über Windows Update mit, folgender Ablauf installiert den Drucker bei so etwas modernem wie Windows 10 oder 11:
- Der Drucker muss natürlich im Netzwerk hängen, eine IP haben und funktionsfähig sein – Oder aber lokal am LPT-Port bzw. über LPT – USB Adapter an einem USB-Port hängen
- „Einstellungen“ öffnen, „Bluetooth und Geräte“ wählen
- „Drucker und Scanner“ – Dann die Schaltfläche „Gerät hinzufügen“ anklicken
- Nach kurzer erfolgloser Suche erscheint der Textlink „Manuell hinzufügen“ – Darauf klicken
- Der erste Eintrag triffts auf den Kopf, „Mein Drucker ist etwas älter…“ – Korrekt, also „Weiter“
- Dann müsste in der Liste der LaserJet 2100M auftauchen, anklicken und „Weiter“
- Bei der Treiberauswahl auf die Schaltfläche „Windows Update“ klicken
- Jetzt dauert es eine Weile, Windows lädt alle (!) INF-Druckertreiber herunter die online bei Microsoft verfügbar sind
- Wenn die Listen nun endlich erschienen sind, links „HP“ bzw. „Hewlett-Packard“ und rechts „HP LaserJet 2100 Series (PCL 6)“ auswählen
- Mit „Weiter“ wird der Treiber nun installiert. Dauert nicht lange, fertig!
Ich finde das super gelöst, kann ich nicht anders sagen. Wenn alle Drucker so problemlos funktionieren würden wäre das Thema nicht so oft ein leidiges. Hier sieht man wie der Drucker korrekt unter Windows 11 installiert wurde:

Fazit und Gedanken zu diesem Drucker:
Bei komplexen Dokumenten ist das Gerät erwartbar sehr langsam, also wirklich extrem langsam.
Große PDFs mit vielen Seiten können auch im zweistelligen Minutenbereich dauern (Vor allem Grafiken bremsen ihn stark). Da spürt man die extremst veraltete Hardware, die mit den modernen Datenmengen kämpfen muss (Auch 16 MB RAM ist nicht gerade unglaublich viel, das kommt noch dazu).
Bei Textdokumenten bzw. einfacheren Druckaufträgen hingegen ist er geradezu flott, dazu ist die Druckqualität sehr gut, ich war überrascht. Die Deckkraft ist vergleichbar mit einem nagelneuen Laserdrucker, die Schärfe auch.
Nach meiner gewonnen Erfahrung mit diesem Modell wäre ein Anwendungszweck als Labeldrucker z.B. für Versandlabel das Ideale Einsatzgebiet, in Verbindung mit selbstklebenden Papierlabeln (z.B. von Avery Zweckform). Oder aber Rechnungen, Lieferscheine, Beschriftungen, Datenblätter. Alles was hauptsächlich aus Text oder simpleren Strukturen besteht. Bei solchen Anforderungen kann der 2100M alle seine Stärken ausspielen und ist dabei unvergleichlich robust und günstig.
Technisch interessant finde ich auch das im Inneren ein Intel 80960J RISC-Prozessor mit stolzen 66 MHz werkelt der einen 33 MHz Bus treibt. Wer kann schon von seinem Drucker sagen, das da „Intel Inside“ ist?
Auch wenn es kein x86-Prozessor ist, für die Intel bekannt ist.
Alle Komponenten die ich zum Auf- bzw. Umrüsten gekauft habe beliefen sich auf unter 50€, inkl. allem außer Papier. Noch günstiger monochrom Laserdrucken geht kaum – 5.000 Seiten könnte der nagelneue Toner halten.
Ich bin zufrieden und mir sicher das dieser 2100M das Potenzial hat noch weitere Jahrzehnte zu überdauern.
Zum Abschluss noch ein Foto des „Typenschildes“ meines Exemplars:
